Im folgenden Text sind Einblicke in die Arbeit mit den vier Tierbildern von Bettina Trinkler-Horat und Patrick Frottier

Die Kraft der vier Tiere und Körperzentriertes Arbeiten mit Menschen mit Demenz
Mein Name ist Bettina Trinkler-Horat und ich arbeite seit über 15 Jahren mit Menschen mit Demenz. Ich arbeite in der Pflege und Betreuung. Die Erfahrungen und oft wunderbaren Erlebnisse dieser Jahre prägen meinen Arbeitsalltag und auch die zahlreichen Weiterbildungen, die ich besuchen durfte, bieten mir ein grosses Spektrum an Handlungsmöglichkeiten und vieles ist und bleibt intuitives Handeln.
Heute möchte ich Euch etwas über Demenz erzählen und euch dieses Thema näherbringen. Ebenfalls erzähle ich euch wie ich die Arbeit mit der Kraft der 4 Tiere immer mehr in den Arbeitsalltag integriere.
Allgemeines zum Thema Demenz
Beispiel Bücherregal
Huub Buijssen (Klinischer Psychologe und Psychogerontologe).vergleicht das Gehirn eines Menschen mit einem Bücherregal, in das alle Lebenstagebücher systematisch eingeordnet werden. So dass beispielsweise ein Mensch im 80. Lebensjahr über 80 dieser Bücher verfügt und sich bei Bedarf das entsprechende Hervorholen und in seinen Erinnerungen blättern kann. Tritt nun aber die Krankheit „Demenz“ ins Feld, nimmt sie diese Bücher weg. Vorwiegend werden die letztgeschriebenen als erstes verschwinden. So kann die Situation auftreten, dass eine Frau Meier, die in Wirklichkeit 80 Jahre alt ist nunmehr nur noch über ca. 30 dieser Bücher verfügt und sich in ihrer Erlebenswelt im jungen Erwachsenenalter befindet. Von daher muss sie auch die Pflichten einer 30 jährigen erfüllen, nämlich Kindererziehung, Hauswirtschaftliche Arbeiten, Kochen für den Ehemann usw. Und eben diese Frau Meier wird nicht verstehen können, warum jemand sie bei der Grundpflege unterstützen, mit ihr zur Toilette gehen und vielleicht noch eine Tasse Kaffee mit ihr trinken will, obwohl sie viel Dringenderes zu erledigen hätte https:/regierung.niederbayern.bayern.de
Erinnerung an Früher
Ich fordere euch nun auf die Augen zu schliessen und euch eine schöne Situation in eurer Kindheit zu erinnern, zum Beispiel als ihr mit euren Eltern im Urlaub wart. Erinnert euch genau wie es dort ausgesehen hat, wie ihr euch gefühlt hat, vielleicht auch Gerüche die ihr da wahr genommen habt.
Und nun öffnet ihr eure Augen und kommt wieder hierher zurück.
Es hat sich Real angefühlt. Aber im Gegensatz zu Menschen mit Demenz könnt ihr den Zeitsprung hierher ins 2023 machen, für die Menschen ist diese Situation aber nun Realität, in der Integrativen Validation nennt man so etwas auch eine Lichtung.

Die Kraft der vier Tiere®
Das Konzept mit der Kraft der vier Tiere wurde von Gertrud Schröder meiner langjährigen Lehrerin und Wegbegleiterin entwickelt. Zuerst entstand durch ihre Erfahrung in Kampkunst, Qigong, Körperarbeit, Meditation und vielem mehr, die Kraft der 4 Tiere. Die vier Tiere Bär, Kranich, Tiger und Schlange bilden hier ein Fundament und dieses ist, nicht wie bei den Qigong Übungen «Das Spiel der 5 Tiere» an der westlichen Kultur oder auch dem 4er System der Elemente angegliedert. Dazu kommen die verschiedenen Ebenen, Assoziationen und noch vielem mehr was diese Tiere und die Arbeit damit zum Leben erweckt.
Gerade dazu bietet die Übungsmethode mit der Synergie von Ost und West grossartige Möglichkeiten wie ich die Bewohner*innen unserer Gruppe abholen und unterstützen kann, wo sie gerade stehen. Da Menschen mit Demenz mit alten Traditionen aufgewachsen sind und diese tief in ihnen verwurzelt sind, ist es nicht etwas exotisches was ich ihnen hiermit zeige.
Die Übungen können langsam sowie schnell durchgeführt werden. Ebenso kann durch den Wechsel mit Anspannung und Entspannung (Yin und Yang) aber auch leichten Dehnungen der Körper ganzheitlich trainiert werden und den Bedürfnissen der Bewohner angepasst werden. Die Übungen kann man sowohl im Sitzen als auch im Stehen durchführen und je nach dem wer bei der Bewegungsrunde mitmacht kann ich verschieden Schwerpunkte setzen.
Wichtig im Allgemeinen bei der Anleitung der Übungen ist die Geschwindigkeit den Bewohner*innen anzupassen.
In den Tieren steckt durch ihre Assoziationen ein wertvoller Schatz. Als ich begonnen habe mit Menschen mit Demenz zu arbeiten, habe ich ziemlich schnell gelernt, dass es gut ist Pläne zu haben, dass es aber auch schnell passieren kann, dass man improvisieren muss oder gleich die ganzen Pläne über Bord werfen kann. Die Gefühle und Antriebe stehen bei ihnen nun mal im Vordergrund und auch da habe ich durch die Arbeit mit den Tierbildern viele Möglichkeiten und mir die geistige Flexibilität, um auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Die Arbeit mit den Tierbildern bietet auf der anderen Seite auch in der Arbeit mit den Bewohnen*innen mir die Möglichkeit an mir zu arbeiten, mich in meinem Tun und Handeln zu hinterfragen und mich darin zu entwickeln. Mir meine Haltung wieder klarzumachen, denn je klarer ich rüberkomme desto besser läuft die Arbeit. Denn Menschen mit Demenz haben ganz feine Antennen und nehmen alles wahr auch das was anderen verborgen bleibt.

Nun zu den Tierbildern
Der Bär
Er steht für Stabilität, Erdung, Kraft, Ruhe, Zentriertheit, Handeln aus der Mitte oder auch Vertrauen. Er bietet das Fundament auf dem aufgebaut werden kann. Er ist dem Element Erde zugeordnet. Und beinhaltet Fragen wie «Wo finde ich Geborgenheit?» oder auch «wo finden unserer Bewohner*innen Geborgenheit?» Ich kann durch die Arbeit mit dem Bären Sicherheit vermitteln ein zu sich kommen oder auch in sich ruhen. Die Arbeit mit dem Bären finde ich in meiner Arbeit sehr wichtig, da die Bewohner*innen oft keinen Halt verspüren oder den Boden unter den Füssen verlieren.
Der Kranich
Mit dem Element Luft steht der Kranich für Leichtigkeit, Offenheit, Aufrichtung, Balance aber auch Weitblick. Eine Frage dazu könnte sein: « Wie grenze ich mich ab?» Auf die Bewohner*innen bezogen könnte diese Frage lauten: « Wie kann ich sie unterstützen sich abzugrenzen?» oder eine andere Frage zum Thema Sturzprophylaxe: «Was bedeutet Balance oder Gleichgewicht?»
Der Tiger
Er steht für Tatkraft, Power, Stärke, Mut aber auch Dynamik. Er ist dem Element Feuer zugeordnet. Oft zeigen uns Menschen mit Demenz den Tiger in ihrem herausfordernden Verhalten, Doch «wann zeigen sie ihre Zähne und Klauen» natürlich im übertragen Sinn gemeint. Es sind oft die Antriebe die nicht ausgelebt werden können die dazu führen, dass die durch ihre Gefühle überwältigt werden. Dann kann mir eine weitere Tigerfrage helfen: «wann überzeuge ich» oder auch Welche Konfliktlösungen stehen mir zur Verfügung?»
Die Schlange
Die Schlange gehört dem Element Wasser an. Sie steht für Flexibilität, Anpassung, Altes loslassen aber auch die Lust am Leben. Die Schlange kommt für mich persönlich in meiner Arbeit stark zum tragen. Sei unterstützt mich mit Fragen wie: «Bin ich bereit mich anzupassen?» oder kann ich mich anpassen

Übungen zu den Tieren:
Mit den Bewohner*innen setze ich mich immer in einen Kreis. Der Kreis hat ja auch seine eigene Symbolik und vermittelt einen geschützten Rahmen, ein Miteinander, wir stellen uns also jetzt mal vor wir sitzen im Kreis und beginnen. Ich lege zur Einstimmung Dinge zum Thema in die Mitte. Manche nehmen die Sachen dann in die Hand oder sortieren schon einmal die Sachen wie es ihnen gefällt. Ich lasse auch dafür den Raum wenn ich merke dass es zu unruhig ist starte ich schon mal mit einer Entspannungsreise.
Bär
Ein Baum kann nur so hoch wachsen wie seine Wurzeln sind sonst kommt der erste Sturm der Baum hält ihm nicht stand.
Kranich ….
Wenn wir dann gut geerdet sind…
Tiger ….
So mit dem Tiger kommen wir wieder ganz in die Kraft, lassen die Müdigkeit los (es gibt es ja oft die Bewohner*innen auf dem Sofa oder am Tisch einschlafen)
Und es kann auch mal dienlich sein ein wenig zu Powern ich sage immer dann staut sich weniger an.
Schlange
Bei Menschen mit Demenz sagt man die Aufmerksamkeitsdauer liegt so zwischen 20 Minuten bis eine halbe Stunde, dies auch schon beim Hören von Musik. Darum und auch weil jeder Bewohner verschiedene Defizite hat, ist es mir wichtig mich auf ihre Ressourcen zu konzentrieren und auch wenn ich eine Aktivierungsstunde oder eben Kraft der vier Tiere® mit ihnen mache, ist es mir wichtig möglichst verschiedene Sinne anzusprechen, Ich beobachte wie aufmerksam sie sind und entscheide dann intuitiv was angebracht ist, denn auch hier kann mir die Überforderung eines Bewohners das ganze Setting durcheinanderbringen. Wichtig beim Durchführen, dass ich die Geschwindigkeit den Bewohnenden anpasse.
Ich kann, wenn ich merke, dass die Energie der Bewohner*innen nachlässt, eine Entspannungsrunde einflechten oder mit dem Tiger noch ein wenig Power reingeben, die Stimmung mit etwas lustigem zum Thema auflockern wie zum Beispiel mit Witzen, Spielen oder Sprichwörtern.
Sprichworte sind im Übrigen tief in unseren Bewohner*innen verankert. Es ist ein Kulturgut, früher wurde man auch mit Sprichworten erzogen, kennt ihr das Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt… lernt Hans nimmermehr» richtig und so kannst du bei uns auf der Gruppe und bestimmt auch auf jeder anderen Gruppe für Menschen mit Demenz durchgehen.
Im Moment haben wir eine sehr gemischte Gruppe, wir haben zwei Männer auf der Gruppe die körperlich sowie geistig noch sehr fit sind mit denen kann ich die Übungen auch gut ihm stehen durchführen. So kommt es ganz darauf an wen ich an dem Tag in der Runde habe.
Andere sind eher spielerisch veranlagt, Mit einigen kann ich noch gut auf einzelne Themen eingehen, dies dann aber in einer Kleingruppe oder im Snoezelen Raum der Raum für vertrauensvollere Gespräche bietet. Da kann man auch mal ein heikleres zum Beispiel zum Thema Schlange ansprechen wie zum Beispiel loslassen auch einmal das Thema Heimeintritt besprochen werden oder auch mal das Thema Krankheit Demenz das ja oft in der Arbeit mit betroffenen totgeschwiegen wird, aber auch mal wichtig sein kann es anzusprechen und das Kind beim Namen zu nennen.
Ein Bewohner liest uns gerne zwischendurch mal etwas vor auch gerne mal ein Gedicht vor und es scheint ihm auch gut zu tun, wenn er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann.
Und da wir ja jetzt lange aus Coronatechnischen Gründen nicht singen durften, habe ich mich auch zwischendurch ein wenig mit der Sprache beschäftigt… denn auch der Humor darf nicht fehlen… Zungenbrecher

Bettina Trinkler-Horat, Kursleiterin in Qigong Dancing® und AniMotion® mit der Kraft der vier Tiere®

Text von Patrick Frottier

Auszug aus der englischen Übersetzung von Kraft der vier Tiere entdecken – Discovery the energy of the four animals

working with animal images

As a psychiatrist, specialized in forensic psychiatry and child-psychiatry and having worked with mentally disordered offenders and aggressive children for most of my career, I have experienced different approaches to understand and treat people, whose ability and motivation to change their behaviour is seriously limited or wanting.

Quite often the classical therapeutic approach is based on language which is asking, listening and responding. It is a talking cure. And more often than wished for, this approach is not successful, as talking in these cases is not the way of communication these people are used to. To react is not to talk but to do something, to hit, to run or to ignore, to fight, to flight or freeze.

What can we do if the talking cure is not possible anymore?
One option is working with images instead of words, working with your body instead of your thoughts, working with emotions instead of your intellect.

Since 2004 I have been trained to use images, emotions and the body as tools by Gertrud Schröder and Thomas Brendel, who are the two founders of Affect-Control-Training, to make the difficult task of changing aggressive behaviour happen. They taught me that body posture, inner values and emotions are cohering with each other. Changing the posture will change your emotions and on the long run your inner values. Body, soul and mind are an in- teracting unity, so that changing one of these three artificially se- parated units will include a change in the other units. So instead

of words we have a set of images that are associated to body pos- tures and to emotions. The images are furthermore symbolizing the basic needs, which have to be satisfied to enhance personal development and growth.

As images the founders of this special way of treating personality traits and behaviour choose four animal-images: the bear, the crane, the tiger and the snake.

THE BEAR

The bear stands for my personal integrity: ‘who am I, where do I stay, what do I stay for?‘ The bear represents the need for the provision of inner and outer stability: the physiological needs as all the basic issues of survival and security. In the representation of the body it is visible in the stability of one’s body posture and in the representation of his mind it is observable in the way one is de- fending his opinions and values. The emotion of defending oneself is anger, as anger is felt whenever somebody is trespassing my li- mits. Expressing anger is therefore a way of restoring my personal limits. And it means resisting contempt as an unsuccessful und unfavourable way to re-establish the weakened self-value whene- ver it has been hurt.

THE CRANE

The crane is a symbol for the intended movement, the first step in a direction: “where do I want to go, what is my goal, what do I want to achieve?” The crane represents the need for self-actuali- zation, the readiness to challenge oneself, to leave the safe ground and to explore the world. The representation in the body is the way we move and react, supple or stiff, fast or slow, light or cumberso- me. In the representation of the mind it is observable as the skill to observe attentively without being judgemental, to anticipate what is going to happen and to make plans to realize what you whish for. The emotions of exploring the world are surprise and fear: the willingness to be surprised expands the need to explore, fear limits this need. Fear signals possible danger. Whenever the danger is real, the fear is adequate and a way to protect myself has to be found. Whenever the fear is independent of any danger, the origin of the fear has to be explored. Otherwise every develop- ment is hampered through my fears.

THE TIGER

The tiger is the symbol for effectiveness, action and goal-oriented behaviour: ‘what is my duty? and: what is to be done has to be done now‘? The tiger represents the need for self-actualization and for achievement. It is therefore connected to the need of self-esteem. Positive self-image and self-respect, recognition and respect from others are the issues of the tiger-imago. The representation of the body is visible in the physical fitness, strength and training-state of the person. The representation of the mind is observable in the discipline within the every day life, how structured a conflict is ma- naged, in the capacity of analysing a problem. Joy is the emotion of self-actualization and achievement, sorrow the emotion of loss and fail. To accept loss and defeat as necessity of life, to mourn for some time and to continue the work, that has to be done, with joy and courage, this is the tiger-mentality.

THE SNAKE

The snake is the symbol of integration and mutuality: “how am I connected to the world, how does the world reflect on me? How do I evolve from the ”I” to a “we” and “us”? What does it mean to love or to be loved?” The snake represents the need for “be- longingness”, for social acceptance, friendship, love and corporate identity. The representation of the body is visible in one’s agility and ductility. The representation of the mind is observable in the capacity to adapt oneself to various settings and situations, to in- tegrate adverse opinions or viewpoints, to accept ambiguity as a basic fact of life. The emotions of belongingness are interest and acceptance and in its strongest mark is love. To share your interest, to be interested in others, to be mutually committed in every as- pect of the world is the aim of the snake.

For more than 12 years I have been working in numerous and different settings with the concept of the four animal-images that has been created by Gertrud Schröder. It has been a highly successful approach to treating people, who are sometimes supposed to be untreatable. And it has been a continuous path of learning and personal growth for myself. I am very grateful that I had the opportunity to become a part of the four-animals family.