Traumabewältigung durch Körperbewusstsein

Danke an Matze Guder für diesen informativen Beitrag. | Gertrud

Ein Ereignis wird als Traumaerfahrung bezeichnet, wenn es eine Person und deren erlernte Bewältigungs- und Überlebensstrategie überfordert.

Explizit betrachtet ist ein Trauma, eine seelische Verletzung, nicht das schreckliche Ereignis selbst, sondern vielmehr das Resultat eines Ereignisses, das heißt, dessen Wirkung auf uns. Eine traumatische Reaktion ist die Einengung der Atmung, der Haltung und des Bewusstseins. Generell erfahren traumatisierte Menschen das Erleben von Machtlosigkeit und Verletzlichkeit und sie integrieren dieses Bewusstsein in ihre Selbst-Identität.
Auf der Leibebene lässt sich die Erfahrung der Machtlosigkeit oder der Ohnmacht als Einengung beschreiben. Diese beeinträchtigen die Fähigkeit wahrzunehmen, zu reden oder sinnhaft zu handeln.

Das neue Lernen über den Leib mit entsprechenden Körperübungen, stellt ein wirksames Element bei der Verarbeitung von Traumatisierungen dar. Eine Folge von traumatichen Erfahrungen ist eine Selbsteinengung, das entscheidende Element der Heilung  liegt im Erlernen von Ausdehnung.

Die Körperübungen, vorrangig aus dem System der Kraft der vier Tiere, bieten hierzu einen geradezu prädestinierten Rahmen, die hier beschriebene Ausdehnung zu üben und zu erleben. Die innere Ausdehnung, die Erweiterung des Raumes und damit der Gefühle (Vergl. Hermann Schmitz, Der Leib, der Raum und die Gefühle) schafft einen heilenden Zustand von Bewusstsein, Kraft und liebevoller Selbstannahme.

Das Wesen dieser Ausdehnung und der damit einhergehenden Selbststärkung finden wir in einem somatischen Prozess der Befreiung von Atmung, Haltung und Bewegung, hervorragend umsetzbar und symbolisiert durch und mit unserer Übung „Himmel und Erde verbinden“. Das Verbinden von Himmel und Erde, also Lebenswünsche und Realität in Einklang bringen, heißt, den Körper entspannen und öffnen und die Atmung frei fließen lassen. Diese Körperprozesse stellen die Grundlage der Selbstwirksamkeit und einen effektiven Lernprozess dar, der Machtlosigkeit überwinden hilft.
Körpertherapeutisches Arbeiten heißt Sichtbarmachen von inneren Prozessen. Mittels Bewegung können die die eigenen Interaktionsmuster beobachtet, überprüft und gegebenenfalls verändert werden. In einer Therapiestunde ist es iwichtig, PatientInnen ihre Gefühle präzisieren zu lassen, indem ich Mut mache und auffordere, genau zu beschreiben, wo in ihrem Körper etwas passiert und wo sie in ihrem Körper was spüren. Wichtig dabei ist es, systematisch durch den Körper zu gehen und wahrzunehmen, was währenddessen auftaucht. Eine ideale Übung für dieses sogenannte „Bodyscreen“, ist das „Gelenke öffnen“, aus dem medizinischen Qigong. Mit dieser effektiven, wunderbaren Übung können Gedanken, Gefühle und Absichten bewusst und handhabbar gemacht werden.

Mit dieser Lernmöglichkeit werden Gefühle deutlicher und klarer, umso mehr, wenn im Dojo, dem Raum des Übens, auch eine körperzentrierte Sprache verwendet wird. Ein Erweitern der Möglichkeiten stellt immer eine Ausdehnung im Sinne von Selbstwirksamkeit dar. Dieses gilt auch und vorrangig für den Teil der effektiven Selbstverteidigung. Die vorab intensive Beschäftigung mit dem „Selbst“, stellt eine der Grundvoraussetzungen dar, Lernentwicklung und Ohnmachtsbewältigung durch Selbstverteidigung zu erlangen. Der weitere Schilderungsprozess wird für den geneigten Leser hoffentlich zukünftig spannend.